1.10., 9:00–15:00
Information und Anmeldung: education@steirischerherbst.at
Vermittlung scheint im Kunst- und Kulturbereich angekommen zu sein. Meist geht es darum, eine breitere Öffentlichkeit anzusprechen und neue Besucher*innen und Zielgruppen zu erreichen. Die Vermittlung soll hier eine erste kommunikative Brücke schlagen, um Austausch und Auseinandersetzung mit den zu vermittelnden Inhalten anzuregen. Gerade im Kontext von Festivals mit ihrer zeitlichen und örtlichen Begrenztheit sieht sich die Vermittlung mit besonderen Fragen und Herausforderungen konfrontiert. Allen voran geht es um die Bedingungen, unter denen ernstgemeinte Partizipation, Nachhaltigkeit und Zugänglichkeit abseits billiger Marketinggags möglich sind. Das Büro der Offenen Fragen trägt als zentrale Institution des steirischen herbst für Kulturvermittlung sein Konzept bereits im Namen: Uns geht es um die Annäherung an Themen entlang offener Fragen. Ganz in diesem Sinne ist das Ausgangsmoment und die Idee dieser Tagung, jene Fragen und Bedingungen in einem diskursiven Setting mit Expert*innen aus dem deutschsprachigen Raum sowie im Austausch mit Kulturvermittler*innen anderer Festivals bzw. Kunst- und Kulturinstitutionen zu diskutieren und sich darüber hinaus zu vernetzen.
Konzept und Organisation: Ulli Mayer, Elke Murlasits
Programm
09:00 Begrüßung, Einführung und Vorstellung der Teilnehmer*innen
09:40 Keynote Mark Terkessidis
10:05 Themenfeld 1: Partizipieren – für, mit, von?
Input: Partizipieren? (Siglinde Lang)
Als Motor gesellschaftlicher Entwicklungen idealisiert, als Werkzeug von Selbstermächtigungsprozessen instrumentalisiert, als gehypter Albtraum abgetan? Vor allem im Kunst-und Kultursektor spaltet Partizipation als „Schlagwort“ Meinungen, Diskurse und auch Praxen: Doch was meint Partizipation? Was soll Partizipation? Was kann Partizipation? Ein Impulsvortrag aus Theorie und Praxis skizziert Ansätze und Intentionen partizipativer Projekte, um zwischen pauschaler Abwertung und glorifizierender Überfrachtung Fragen nach Potenzialen als auch Limitationen von „Partizipieren“ für die anschließende Diskussion bereitzustellen.
Praxisprojekte:
Gunda Zeeb – About Us!
Diana Costa (Wiener Festwochen) – In the Field
Lena Knilli – „Sie trägt deine Geschichte“
11:15 Jausenpause
11:25 Themenfeld 2: Verknüpfen – kuratieren, vermitteln, produzieren
Input: Kritische Kunstvermittlung als kollaborative, künstlerische und kuratorische Praxis (Büro trafo.k)
Kollaboratives Arbeiten im Bereich der kritischen Kunstvermittlung ist vom Wunsch getragen, Beziehungen zwischen allen Beteiligten herzustellen: Teilnehmer*innen, Wissenschaftler*innen, Künstler*innen und Aktivist*innen machen sich über die gemeinsame Arbeit miteinander bekannt. Praxiserfahrungen zeigen, dass kollaborative Wissensproduktion ein Denken von Möglichkeiten und Handlungsräume eröffnet. Dadurch entstehen Orte für Politik, an denen dominante Erzählungen und die ihnen innewohnende Gewaltverhältnisse offengelegt werden. Im Fokus stehen Vermittlungsprozesse, in denen die Fragen der Beteiligten an ihr Lebensumfeld ins Zentrum rücken. Dabei wird dem, was ist, Selbstverständlichkeit entzogen und dem, was sein könnte und was in Zwischenräumen entsteht, Raum gegeben. Räume der Vermittlung sind Kontakt- und Konfliktzonen. Wie jede Kontaktzone sind auch diese antagonistisch, ein Zusammenkommen kann nicht nur auf der Grundlage eines gemeinsamen Interesses stattfinden: Es begegnen sich auch unterschiedliche soziale Positionen und in dieser Konfrontation werden Differenzen miteinander verhandelt.
Diese Handlungsperspektive ist Leitmotiv für transformative Prozesse, in denen immer wieder neu auszuverhandelnde Fragen bestimmend werden: Wie stören oder verhindern hierarchische Ordnungen den Wissenstransfer? Welche Möglichkeiten und Formate des Ausdrucks erweitern das Denken? Was können wir durch Wissens(aus)tausch voneinander lernen?
Praxisprojekte:
Johanna Reiner (Kunst im öffentlichen Raum Niederösterreich) – INVENTOUR
Airan Berg (Festival der Regionen) – Festival der Regionen
Geheime Dramaturgische Gesellschaft – Woche der nicht-infektiösen Begegnungsformate
12:30 Mittagspause
13.30 Themenfeld 3: Öffnen – nachhaltige Strukturen schaffen
Input: Öffnungsprozesse von Kunst- und Kulturinstitutionen (Ulli Mayer)
Vermittlung unterstützt Kunst- und Kulturinstitutionen in ihren Öffnungsprozessen, d. h. dabei, Barrieren zu verringern, Zugänge zu schaffen und Teilhabemöglichkeiten zu erweitern. In den letzten Jahren haben sich zu dem Begriff und Konzept „Vermittlung“ weitere Ansätze gesellt: Es ist viel von „Audience Development“, „Community Building“ und „Outreach“ die Rede. Vor dem Hintergrund, dass sich auch Kunst- und Kulturinstitutionen als veränderbare Organisationen begreifen müssen, möchten wir uns mit den folgenden Fragen befassen: Welche Strategien und Konzepte verfolgen diese, um sich zu öffnen? Wer öffnet sich gegenüber wem und wie weit kann/darf dies gehen?
Praxisprojekte:
Andrea Zsutty (ZOOM Kindermuseum) – ZOOM Mobil
Sabine Jank – szenum. Lab for Participation and Digital Transformation
Roman Schanner (OeAD – KulturKontakt Austria / Diagonale 12) – Lehrlinge analysieren Film
14.30 Schlussrunde
17:00 Teilnahme an Vermittlungsformaten des Büros der Offenen Fragen 2020